28. Europatreffen 2009 - Bericht von Jaroslava Brutarova                         zurück
 

 28. AEROTREFFEN aus einer anderen Sicht

   Das vorjährige, schon 28. Aerotreffen veranstaltete die Aero Interessengemeinschaft Ende August im Städtchen Wernigerode und beauftragte Ulrich Scheffler mit dessen Organisieren.

   Ich liebe schöne alte Autos, am meisten selbstverständlich die Aeros, und auch romantische historische Städte. Wernigerode mit erhaltenen historischen Häusern und einem mit Schnitzwerk geschmückten Rathaus habe ich schon in den DDR-Zeiten bewundert. Um die Stadt auch nach mehr als zwanzig Jahren zu besuchen und gleichzeitig Freunde treffen, habe ich mich angemeldet. Meinen blauen „Liter“ musste ich aus persönlichen Gründen verkaufen, aber die Veranstalter hatten Verständnis und ermöglichten mir die Teilnahme mit dem neuen Wagen und Foto.

   Nach Wernigerode gelangten wir mit meiner Schwester und der neuen Toyota Yaris problemlos schon Donnerstag nachmittags und fanden mit Hilfe der Navigation in der Vorstadt das Hotel Stadt Wernigerode. Das achtstöckige Hotel, errichtet in den Achzigerjahren für Gewerkschaftsrekreation, bezeigte sich für das Treffen als ideales Hinterland, das Personal entgegenkommend und bereitwillig. Besonders erfreute mich das Zimmer mit einem Balkon mit Aussicht auf den Parkplatz, wo schon der erste Dreißiger stand und neben der deutschen- und EU-Flagge auch eine blaue mit Aufschrift AERO war.

   Abends wurde mir von Ulrich Scheffler ein sorgfältig vorbereitetes Programm übergeben, in gleicherweise wie alle Teilnehmer bekam ich eine hübsche Plakette. Neunundvierzig Aeros hatten sich angemeldet, Yaris erhielt die Startnummer 50, die Tafel ermöglichte mir die Einfahrt zum Parkplatz.

   Freitag nachmittags befuhren wir mit meiner Schwester einen Teil der Strecke und suchten einen günstigen Platz für Fotoaufnahmen, am Nachmittag  beobachteten wir die Anfahrt, oder besser das Heranschaffen und Abladen der Aeros von den  Schleppern. Die Freunde grüßten sich, beschauten die Maschinen, wie üblich bei solchen Treffen. Die einzigen Wagehalse, die an der Achse gekommen sind, waren, wie ich glaube, Pepík Kňourek und Karel Petschke aus Prag. Das Programm begann nach 6 Uhr, wo uns ein ökologisches Züglein zum Museum der Familie Herre brachte. Unter einem Leinwand-Vordach kochte in einem Kessel Soljanka, für stärkere Esser gab es Bratwurst. Unvergesslich war für mich die Besichtigung des Museums. Es war ein wenig gedrängt, etwas Platz war von einem langen Tisch, an dem gegessen, getrunken und geplaudert wurde, eingenommen. Weiter stand eine Reihe von Motorrädern, einige Automobile, seitens am Boden, in Fächern auch unter dem Dach, eine riesige     Menge von verschiedensten Gegenständen, von Kinderwagen und Fahrrädern mit kleinen Motoren, Ständer der öffentlichen Beleuchtung, Werkzeugen, verschiedenen Bekleidungsstücken, Radioapparaten, bis zu einer größeren und kleineren Schleifmaschine, beide kurbelbetrieben, die kleinere hatte auch einen Behälter für Kühlwasser mit einem Hahn. Über den Zweck der weiteren Exponate konnte ich nur grübeln.

   Samstag am Morgen begaben sich alle auf den schönen Platz, von wo um 9.01 Uhr der erste Halbliter und nach ihm in Minutenabständen weitere Teilnehmer starteten. Alles war perfekt vorbereitet, das Itinerar vollkommen, man konnte sich mit ihm nicht verirren. Die Durchschnittsgeschwindigkeit war nicht vorgeschrieben, gewertet wurde

nur die Durchführung der gewerteten Aufgaben. Entlang der ganzen Strecke besorgten den Ordnerdienst Mitglieder des MC Wernigeröder Oldtimerfreunde e. V. Der Moderator berichtete kurz über jeden Wagen und seine Besatzung, an die Reihe kamen Film- und Fotoapparate. Dank der Elektronik knipste ich am Start die meisten Wagen, vom Platz beeilten wir uns an die Stelle der zweiten und dritten Aufgabe. Die gelungene Überfahrt der Platte mit dem Rad, und zwar auf der vom Fahrer entfernten Seite, wurde mit einem Drücker und Hupe betrieben mit einem Akkumulator signalisiert. Um ein Paar Meter weiter gab es Zielscheibetreffen und zwar mit Keilriemen. Als Scheibe diente eine  zum Radreifen angeschweißte Kurbelwelle. Nach einer Weile sind die Halbliter, noch nach Startnummern gereiht, angekommen, die anderen hintendrein, es gab kein wetteifern, alle fuhren behaglich in Ruhe.

   Ich bemühte mich um einige Aufnahmen, die das Geschehen dokumentieren würden, aber ich befürchte, dass es mir nicht allzu sehr gelungen ist. Die Mittagspause war im Städtchen Benzigerode – ich überlege, ob Benzin zur Zeit, wo das Städtchen entstanden ist, schon bekannt war. Der Platz, rund um die schöne romanische Ziegelsteinkirche war schon voll von Aeros, manche standen an der Friedhofsmauer – vielleicht hatte es keine besondere Bedeutung. Vor der Kirche wurde eine weitere Aufgabe erfüllt, das Mittagessen im großen Saal eines angenehmen Gasthauses. Eine Weile knipste ich das Wimmern der Aeros während der Abfahrt, alles mit Übersicht beherrscht von Veteranisten aus Wernigerode.

   Eine weitere Aufgabe erwartete uns im Städtchen Blackenburg vor der Einfahrt in das Kloster Michaelstein, hier gab es ein Durcheinander, viele Touristen, wenig Platz zum Parken, ich kann sowieso nicht alles und überall knipsen, wir fahren weiter. Zum Fotograieren halten wir an der Kreisumfahrt an und bleiben da bis zur Durchfahrt des Abzugwagens. Bei gutem Willen könnte man auf den Schlepper zwei kleine Aeros laden, aber er ist immer noch leer, alle Wagen bewegen sich mit eigener Kraft.  

   Das Ziel ist am Platz in Wernigerode, wo die Aeros ausgestellt und von Einwohnern und Touristen bewundert werden. Nach 17.00 Uhr ist Abfahrt zum Hotel und Vorbereitung zum festlichen Abend.

   Die Aero-Interessengemeinschaft wurde vor 30 Jahren aus der Initiative von Willfest Brückner gegründet. Der stand auch vom Anfang an an ihrer Spitze und übergibt zur Zeit das Ruder in die Hände von Michael Strauch. Folglich ein Grund zu Erinnerungen, zum Bilanzziehen, Bedankungen und lieben kleinen Geschenken. Der letzte Punkt des Programms - die Preisübergabe den 15 Besten. Für den absoluten Sieg bekam Pepík Kňourek aus dem ACC Prag eine schöne Vase, dagegen Karel Petschke den Pechvogel wegen Reifenproblemen. Weiterhin gab es freie Unterhaltung.

   Am Sonntag erwartete uns ein Ausflug mit der Schmalspurbahn zum Brocken. Für den 13,5 km-Weg zum Bahnhof bekommen wir wieder ein ausführliches Itinerar, die Wagen belassen wir am Parkplatz unter dem Schutz der Mitglieder der Wernigeröder Oldtimerfreunde. Wir steigen in einen kleinen, mit einer Dampflokomotive gezogenen Zug um. Schmalspurbahnen wurden im Harz seit dem X. Jahrhundert zur Beförderung von Mineralen errichtet, einige von ihnen dienen bis heute als touristische Attraktion. Die Lokomotive pustet in die Steigung. Nach einer halben Stunde steigen wir an der Endstation Brocken aus – Brocken ist mit seinen 1142 Metern der höchste Punkt im Harz. An Hand haben wir den Plan der Bauten am Gipfel, neben Gasthäusern, Kiosken und einem Hotel ist hier auch das Gebäude mit dem im Jahre 1938 errichteten Fernsehsender, ein botanischer Garten mit dem ältesten Wetterbeobachtungspunkt in Deutschland und auch die Stelle, wo sich nach Goethe der Reigen der Hexen abspielte. Am Gipfel ist es kalt, es sieht aus, als ob es zu schneien anfangen sollte, und so sind wir froh, dass ein Sonderzug ankommt, der uns zum Parkplatz zurück- befördern wird. In Fortsetzung der Fürsorge der Veranstalter besuchen wir das Museum der ostdeutschen Motorfahrzeuge der Familie Tänzer, wo am Rasen vor dem Museum Kaffee und Kuchen verabreicht wird. 

   In lichten, mit Teppichen ausgestatteten Räumlichkeiten befindet sich eine Menge von vollkommen renovierten Einspurfahrzeugen, Automobilen, es befindet sich hier auch ein Camping-Andenken, ein kleiner bewohnbarer Schlepper, der  sogar vom Trabanten geschleppt werden konnte, eine Ecke mit einem Tischchen und Ausstattung , Siphonflaschen und tragbares Radio inbegriffen. Zwei Räume überfüllt mit Spielzeug, einen Ehrenplatz nimmt das Modell einer Dampfmaschine ein.

   Das Programm des Treffens endet. Noch am Wege zum Hotel knipse ich aus dem Fenster des fahrenden Wagens Aeros – es sind Bilder, die in mir Nostalgie erwecken.

   Das Photoapparat ermöglichte mir dabei zu sein, auch wenn es mir mehr mit einem Liter gefallen hätte. Die Teilnahme an einem perfekt vorbereiteten Treffen, inmitten von Freunden, schönen Aeros und in einer schönen Landschaft hat mich erfreut, im Geist danke ich den Veranstaltern für ihre Mühe.        

Jaroslava Brutarová

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