43. Europatreffen 2024 - Eigenberichte                                                            zurück
 

43. Europatreffen der Aero-Freunde – am 12. bis 15. September 2024

oder vier Tage im verregneten Wien

 

     Während der Vorbereitungen zum 43. Europatreffen in Wien machten uns die Medien auf einen sehr radikalen Wetterumschwung aufmerksam: „Tropische Temperaturen bei gleichzeitiger Trockenheit wechseln von Tag zu Tag zu herbstlichem Wetter mit niedrigen Temperaturen und langanhaltenden Niederschlägen!" Wir haben uns bereits daran gewöhnt, dass Bedrohungen durch globale Dürre und Erwärmung auch als Ablösung durch nahezu globale Nässe und Kälte verstanden werden müssen. Wir haben die Reisevorbereitung nicht unterschätzt und uns für die sogenannte Nassvariante des Aero-Treffens gerüstet.

    In der Nacht vom 11. zum 12. September begann es richtig zu regnen. Na und? Im Sommer 1997 beschloss unsere Aerofreunde-Gruppe eine Woche mit Zelten (wir waren noch fast jung) in Wien zu verbringen. Das schöne Wetter hielt dann nur den ersten Tag an. Dann kamen sintflutartige Regenfälle und große Überschwemmungen. Wir haben den Urlaub so lange durchgehalten, bis von der Kleidung nichts mehr trocken war. Schlimmer kann es dieses Jahr also nicht sein, schließlich schlafen wir nicht mehr in Zelten, sondern im Komfort von Hotels.

    Eine unveränderte Gruppe von Aeros machte sich in den Morgenstunden mit geöffneten Dächern und in Winterkleidung auf den Weg (natürlich auf eigene Achse). Rund 350 Aerokilometer pro Tag sind selbst bei Regen Standard. Allerdings muss ich zugeben, dass das Alter seinen Tribut fordert und es im aktuellen Betrieb nicht einfach ist, von einem sportlichen Aero-Auto mit aufgezogenem Dach einen perfekten Überblick über die Straßensituation zu haben. An der österreichischen Grenze begrüßte uns die junge Polizistin mit einem Lächeln als wir die Grenze ohne anzuhalten überquerten. Die Intensität des Regens nahm mit der Zeit zu, verhinderte jedoch nicht das Erreichen der Ziellinie zum Zeitpunkt der Abnahme. Die Organisatoren Anňa und Viktor Vaďura begrüßten uns mit traurigen Gesichtern, da die Wettervorhersage für die gesamte Dauer des Treffens unerbittlich war. Die vielleicht einzig gute Nachricht war, dass nur zwei Besatzungen die Teilnahme verweigerten. Gemeinsames Abendessen in der sympathischen Gastwirtschaft bestätigte die Entschlossenheit der Aerofreunde, den Elementen zu trotzen und standzuhalten.

     Der Vollständigkeit halber muss ich hinzufügen, dass das Treffen im Wienerwald im Südwesten Wiens stattfand. Die Unterkunft erwartete uns im luxuriösen Vier-Sterne-Hotel Schloss Wilhelminenberg. Der Name Schloss ist keine Übertreibung. Aus seiner Geschichte ist hervorzuheben, dass es in den 1880er Jahren von Marschall František Moric, Graf von Lasca, erbaut wurde. Das heutige Gebäude ist jedoch nicht original, da das Schloss verfallen ist und zwischen 1903 und 1908 im Neo-Empire-Stil wieder aufgebaut wurde. Zu Beginn des Jahrtausends wurde es zum heutigen Hotel.

Tschechischer und österreichischer Regen sind identisch – ein Foto von der Anreise und vor dem Hotel

     Am Freitag, den 13., fuhren wir gemeinsam in die Wiener Innenstadt, das Wetter hat dieses Datum bereits ausgewählt. Trotz des detaillierten Roadbook haben wir uns auf die Navigation verlassen. Es war ein gewöhnlicher Arbeitstag, die Straßen voller Autos, eine schlechte Sicht aus dem Aero und ständiger Regen, was will ein Aero-Fan mehr? Die Navigation führte uns zuverlässig auf die Straße, die zum Parken den Aeroautos vorbehalten war. Für viele Wiener Autofahrer gilt das Halteverbot vermutlich nicht, so dass die Straße bis zum Einschreiten der Stadtpolizei voller moderner Autos war.

    Der Vormittag sollte mit einem Rundgang durch Wien mit Führung und Kommentaren zu interessanten Wiener Denkmälern gefüllt werden. Eine große Gruppe noch fast trockener Aerofreunde machte eine Wanderung. Zuerst wurden die Schuhe nass, der starke Wind zerstörte erfolgreich die Regenschirme und dann wurde alles nass. Eva und ich fahren oft nach Wien, also haben wir den Vortrag aufgegeben und sind zum Mittagessen ins Hotel Post gegangen. Eine Wurst (wahrscheinlich Wiener) mit Bier munterte uns auf und wir trockneten etwas ab.

   Die Autos warteten auf uns und selbst die mit Wasser überfluteten Kerzen hatten kein Problem damit, die Motoren zu starten. Die Presse und die Filmemacher machten noch ein paar Fotos und dann fuhren wir die 11 Kilometer zu unserer Botschaft. Im Nachmittagsverkehr kam erneut die Navigation ins Spiel. Ungefähr auf halber Strecke waren beim Betätigen der Kupplung unheilvolle Geräusche zu hören, die auch Eva bemerkte. Der Kupplung hat der Tag wirklich Spaß gemacht und ich habe schon darüber nachgedacht, wo wir den Aero schmählich auf den Abschleppwagen verladen müssten. „Nur wenn nötig die Kupplung benutzen!“. Aber unser Aero schaffte die Etappe und wir parkten erleichtert vor der tschechischen Botschaft. Ich habe mich sofort bei Viktor entschuldigt, dass wir den Wettbewerbsfahrt am Samstag wahrscheinlich nicht durchführen können und habe bei meinen Freunden nach der Möglichkeit gesucht, einen Aero abzuschleppen.

Auch die Journalisten genossen das Wetter # Einige der Besatzungen in historischer Kleidung #  Aeros vor der tschechischen Botschaft 

    Unsere Botschaft befindet sich im barocken Cumberland Palace und unser Botschafter ist Dr. Jiří Šitler. Herr Botschafter empfing uns locker und begutachtete interessiert die Aeros. Schließlich handelt es sich um eine soziale und kulturelle Angelegenheit, insbesondere wenn das Treffen der Aerofreunde in der Stadt mit unserem Konsulat stattfindet.

    Es kommt selten vor, dass so viele Länder Autos eines Herstellers fördern und zwar in Markenclubs namens AERO. Wenn Sie außerdem einige zeitgenössische Berichte über die Werbereisen von AERO lesen, war es durchaus üblich, dass die Teilnehmer Vertreter tschechoslowakischer Institutionen trafen (Sie werden darüber oft im Aerovkař lesen). Der Initiator dieses Besuches war der Organisator und das Treffen wurde von der Botschaft begeistert aufgenommen. 

Herren Jiří Šitler und Viktor Vadura

Der Besuch im Konsulat endete und ich startete voller Besorgnis meine Aero. Ich sage mir: „Benutze die Kupplung nur in seltenen Fällen!“. Erster Gang – Start – und keine unpassenden Geräusche? Dass sie sich während des Besuchs heilen würde? Unser Aero fuhr die 7 km bis zum Hotel ohne Probleme, ich war aber nicht ganz ruhig und in einem regelrechten Regenguss habe ich bei abgeschraubten Zündkerzen und abgenommenem Kupplungsdeckel alles Mögliche unter den gegebenen Bedingungen überprüft. Nichts! Eva drückte die Kupplung, damit ich sehen konnte, ob die ganze Kurbel hinter dem Schwungrad herausgezogen war. Nichts! Ich weiß nicht, vielleicht ist Freitag, der 13., mein Glückstag. Schließlich wurde ich vor vielen Jahren am Freitag, den 13., geboren! Ich muss hinzufügen, dass es bereits zur Zeit des Gregorianischen Kalenders war!

    Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu und alle Teilnehmer des Treffens wurden mit dem Bus in den Prater gefahren. Zur Überraschung kamen wir in trockener Kleidung in Kolaříks Restaurant an. Zum Abendessen wurde die berühmte gebratene Schweinekeule mit Senf, Meerrettich und selbstgebackenem Brot serviert. Die Fahrer konnten auch Bier trinken. Der Abend endete angenehm und viele denken darüber nach, ob sie auf die Wettkampffahrt am Samstag verzichten sollten oder nicht.                                 

    Am Samstagmorgen zeigte uns das Wetter, dass es von Dauerregen bis hin zu einem Wolkenbruch wechseln kann und das Thermometer fiel auf 5°C. Dies war für viele Fahrer der Grund, den Wettbewerbsfahrt aufzugeben. Nur sieben Aeros kamen zu dem Schluss, dass die Situation nicht annähernd so kritisch sei und so machten sich die „Brave Seven“ (darunter auch unsere Aero) mutig auf den Weg zur 1. Etappe. Wir fuhren die Wettbewerbsfahrt vorbildlich gemäß dem perfekten Roadbook. Eva navigierte einwandfrei und ich hatte alle Hände und Füße voller Arbeit um den Aero dort zu halten, wo er sein sollte.

     Die 1. Etappe führte durch den Wienerwald entlang der Höhenstraße zum berühmten Kahlenberg mit akzeptablen Auf- und Abstiegen. Es war nicht nötig in den ersten Gang zu schalten. Es gab keine zeitliche Begrenzung und die Besatzungen erledigten mehrere Aufgaben, um die Reihenfolge festzulegen. Den Ausblick auf Wien vom Kahlenberg verpassten wir aufgrund der „Unsichtbarkeit“ der Stadt und flüchteten lieber vor Regen und starkem Wind in die Kirche St. Josef. Der örtliche Pfarrer erzählte uns auf Polnisch von der Geschichte der Kirche und davon, dass der polnische König Jan Sobieski im 17. Jahrhundert mit seiner Armee die Türken von hier besiegte.

    Die 2. Etappe mit 29 Kilometern war sehr einfach und führte durch flaches Gebiet bis zum Dorf Ollern, wo wir uns aufwärmten und in der Gaststätte beim Wilden Wirt zu Mittag aßen.

    Die 3. Etappe überraschte uns nicht, denn wir fuhren hier am Donnerstag. Ein Anstieg mit vielen Serpentinen führte zur historischen Dopplerhütte-Rennstrecke aus den 1950er-Jahren, aber auch hier war kein Gangwechsel nötig. Im Vergleich zur Fahrt zum Loserberg bei Bad Aussee, wo der Aero mehrere Kilometer nur im ersten Gang fuhr, war dies eine „Rosengarten“-Fahrt. Das Ziel des Wettbewerbs – unsere Aero hat alles gemeistert und wir fragten uns, ob es etwas Positives an der „schwierigen“ Fahrt gab. Erstens kühlten die Bremsen bei Regen gut ab und wir trafen auf der Strecke auch wenige Autos und der Wallfahrtsort bei der St.-Josephs-Kirche war nicht von Touristen belagert.

Cancan wird von Mädchen aus dem Theaterverein „Junge Patrioten“ vorgeführt # Viktor jun., Viktor, Anna Vadura und Michael Strauch, (der Dritte von links)       
 
                  beim Endzeremoniell       

Zum Samstagsessen mit Bekanntgabe der Gewinner im Gasthaus Schutzhaus am Ameisbach fuhren wir wieder mit dem Bus. Der Saal mit der Bühne ermöglichte den Organisatoren zu zeigen, dass sie sich nicht nur dem Veteranen, sondern auch dem Amateurtheater widmen. Die Mädchen der Theatergruppe Vlastenecká omladina (junge Patrioten) sangen und tanzten mehrere Hits aus den Musicals Sugar und My Fair Lady. Die Strapazen des Tages waren vergessen und die Aerofreunde nahmen den Auftritt mit Begeisterung auf.

    Die Bekanntgabe der Gewinner betraf nur die „Brave Seven“. Ich muss gleich zugeben, dass wir den siebten, also letzten Platz belegt haben. Wie lässt sich die Situation beschreiben? Zum Beispiel haben sich 50 Teilnehmer für den Veteranen-Wettbewerb in Wien angemeldet und die Besatzung mit der Startnummer 14 belegte einen schönen 7. Platz. Herzlichen Glückwunsch zu ihrer Leistung. Das 43. europäische Treffen der Aero-Freunde ist zu Ende. Wir können sagen:

Der König ist tot, es lebe der König! Ja, es lebe das nächste Treffen der Aerofreunde!

    Wir müssen der gesamten Familie Vaďura und den anderen Organisatoren dafür danken, dass sie das diesjährige Treffen von morgens bis abends mit einem Lächeln zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht haben. Sie bereiteten uns ohne eigenes Verschulden eine bittere, aber schöne Erfahrung vor. Als die Arbeit des Jahres von natürlichen Elementen geprägt war, konnte ihrer Meinung nach sicherlich jeder Teilnehmer nachvollziehen.

    Die Reportage könnte hier enden, aber wir hatten noch eine 350 Kilometer lange Heimreise vor uns. Das Wetter trug am Sonntag zu Regen und Wind bei. Unsere Gruppe teilte sich in etwa zwei Aero-Autos auf und Jirka Zítek und ich wählten eine Route außerhalb der kurvenreichen Strecke, sondern durch Wien. Geplant war, am rechten Donauufer entlang nach Tulln und weiter auf der bekannten Route nach Böhmen zu fahren. Doch in Klosterneuburg wurde die Hauptstraße mit Wasser und Schlamm überschwemmt, der Zutritt war verboten. Dort standen Autos bis vor die Türen im Schlamm. Da die Umleitung in keiner Weise markiert war, kehrten wir nach vergeblicher Suche nach einer anderen Möglichkeit bis nach Wien zurück und überquerten dort die Donau. Den gesperrten Abschnitt haben wir übrigens am Samstag im Rahmen der Wettkampfstrecke passiert.

    In Klosterneuburg sagte mir der Scheibenwischer genug Arbeit und hielt an. Wien und die Fahrt nach Kollersdorf haben wir ohne Scheibenwischer absolviert. Nachdem er sich ausgeruht hatte, fing er an zu „wischen“, der 90-jährige Scheibenwischer wischt sowieso nicht viel. Weiterhin ging die Fahrt im Regen weiter, jedoch ohne Probleme. Vor Prag hörte es sogar auf zu regnen. Im Ziel hatte der Aero 900 Kilometer auf den Beinen, also auf den Rädern.                                                      

Verfasser: – Eva Boubelova & Josef Knourek –,  Photos:  Anna Vadurá,  Karel Šebesta und Autor

 Entnommen aus Aerovkar 2024-4 und übersetzt von Jirka Slesinger

Bericht des Siegerteams folgt

   

 
 
 

 

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